Über Lumina möchte ich ein eigenes kleines Kapitel schreiben. Sie hat etwas in mir bewegt, das bisher noch kein Pferd bewegt hat. Lumina ist vermutlich bereits ca. 10 Jahre alt. Was wir von ihr wissen: Sie ist im Nationalpark und sehr schlechten Bedingungen herangewachsen. Starke Dürrezeiten machen das Leben hart und bedrohen das Überleben jedes Jahr von Neuem. Lumina hat dort schon viele Fohlen geboren und sie vor Dingos und anderen Feinden beschützt und verteidigt. Im Park hat sie aller Wahrscheinlichkeit nach ein Fohlen verloren, da Halley noch bei Fuß lief und trank als wir sie retteten, obwohl sie bereits 2 Jahre alt war. Die Brumbies werden im Park von Tierschützern mit Hilfe von Heu in großen Arealen gefangen, so gehen immer nur die Randgruppen in die "Falle". Die Hauptherden werden nicht eingefangen. Junghengste und Außenseiter werden durch das Heu gelockt. Die Regierung macht zur Auflage, dass die Brumbies ein Brandzeichen bekommen müssen bevor sie den Park verlassen. Das ist sehr schade, weil sie dadurch als erste Erfahrung mit dem Menschen eine schlechte machen.
Im Herbst arbeiten wir wenig mit Lumina, da sie sich als sie ihr frisch geborenes Fohlen bei Fuß hatte extrem beschützend verhielt. Diesmal mussten wir leider schnell feststellen, dass sie durch ihren extrem stark ausgeprägten Fluchtinstinkt die anderen Pferden immer wieder ansteckte vor uns davon zu laufen. Wir wollten einzeln mit ihr arbeiten, bis auch sie vertrauensvoll auf uns zu kommen würden.
Lumina war immer bereit mit uns zu kommunizieren. Sie schaute uns an, die machte gelegentlich sogar einen Schritt auf uns zu, doch eine Berührung mit der Hand ist einfach zu viel für sie. Immer wieder hat sie uns das ganz eindeutig gezeigt. Nur wenn wir sie in die Enge trieben und ein Zaun uns trennte, konnte sie unter Angstschweiß aushalten, dass wir die berührten. Als wir ihr ein Halfter angelegten, griff sie uns gezielt mit Zähnen und Vorderhufen an, weil ihr keine Möglichkeit zur Flucht bliebt. Auch weitere Versuche die so händelbar zu machen, dass zumindest eine mediznische Versorgung möglich würde, endeten damit, dass sie uns angriff oder sich selbst in Gefahr brachte.
Wenn Sonja sich jedoch allein einfach zu ihr auf die Wiese setzte ohne irgendeine Intention, kam Lumina Stellaris stets bis auf 15 Meter an sie heran und blieb in diesem Umkreis. Sie legte sich sogar zum Schlafen in Sonjas Nähe. Der Kontakt zum Menschen ist für sie also durchaus auszuhalten, vielleicht sogar interessant, nicht aber ohne einen gewisssen Raum, der ihr Möglichkeit zum flüchten gewährt.
Die Tatsache zu akzeptieren, dass ihre Vergangenheit sie zu anderen Lernformen und Mechanismen gezwungen hat war zunächst schwer für mich. Ich hatte doch die Brumbies retten wollen, um ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen. Wollte sie an Menschen vermitteln, sie ihnen ein zu Hause geben würden, wenn sie gezähmt sind. Doch Lumina würde ein so großes Mehr an Zeit brauchen um Vertrauen zum Menschen zu fassen, dass ich mir eingestehen muss, das nicht leisten zu können. Für sie sind zwei Wochen einfach niemals genug.
Sonja war mir eine große Hilfe die Wahrheit zu erkennen und zu verstehen. Luminas Feuer in den Augen brennt so stark, eher würde sie bis zum Tod kämpfen, als aus ihrer Sicht aufzugeben. Und das ist genau das, was sie als außenseiter Mutterstute in der Natur hat lernen müssen.
Wir werden dennoch versuchen ein gutes zu Hause für sie zu finden, vielleicht möchte jemand mit ihr züchten. Immerhin bringt sie wundervolle Pferde zur Welt. Bis dahin hat sich Sonja bereit erkärt, eine Patenschaft für sie zu übernehmen, um die Kosten zu decken, die entstehen. So kann sie solange auf der Farm bleiben bis jemand am Wegesrand auftaucht, der Luminas Sternenlicht leuchten sieht. Ein wundervoller Zug von Sonja. Ein riesen Dankeschön an sie.
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