Ines wiederholt und wiederholt :)

A new life

Oktober 2023. Mein erster Urlaub mit Daniela auf Djerba. Meine Freundin Petra und ich freuen uns beide bereits seit Monaten auf das bevorstehende Ereignis. Aus dem vermeintlichen Urlaub wird am Ende eine der tiefsten Seelenreisen meines Lebens, die ich je gemacht habe. Völlig unverhofft, völlig unerwartet, völlig überwältigend – Lebensverändernd.

 

Alles leuchtet

Wir steigen bei 36 Grad aus dem Flieger und tauchen sofort im Abenteuer ab. Die unfassbaren Oktoberfarben, die Wärme, das türkise Meer, die traumhaften Pferde, Martines Gastfreundschaft und der Zauber Djerbas hüllen uns in eine völlig unwirkliche Wolke. Der Hengst Raquas, eine ganz besondere Vollmondnacht und viele schöne Gespräche berühren mein Herz so sehr, wie mich schon seit langer Zeit nichts mehr berührt hat.

 

Kein Stein bleibt auf dem anderen

Nach meiner Rückkehr nach Hause hat sich viel in mir verändert. Ich habe Blut geleckt. Ich bin plötzlich nicht mehr bereit Durchschnittlichkeit zu akzeptieren. Ich möchte keine durchschnittlichen Erlebnisse mehr, keine durchschnittliche Liebe und vor allem kein durchschnittliches inneres Glück.

 

Die Reise nach Djerba ist kraftvoll, positiv geladen, einzigartig und mit einer Schönheit erfüllt, die ich lange vermisst habe. Mein innerer Stein beginnt bereits Anfang Sommer zu rollen. Nach meiner Rückkehr von der Insel ist er nicht mehr aufzuhalten. Ich stelle über Monate mein ganzes Leben auf den Kopf.

 

 

 Klappe die II.

Im Januar 2024 schreibt mir Daniela, es gibt einen freien Platz für ihre Reise Ende März. Möchte ich das get-away nutzen? Bereits am nächsten Tag ist mein Flug gebucht.

Gemischte Gefühle machen sich breit. Ich fahre dieses Mal ohne meine Freundin Petra. Das bedeutet, ich bin die Unbekannte in einer bereits eingeschweißten Mama-Tochter Gruppe. Ob das mal gut geht?

 

Faraj und die Herausforderung

Martine und Daniela besprechen bereits im Vorfeld, welches Pferd zu wem passen könnte. Ich bin offen dafür, mit Raquas vom letzten Mal weiterzumachen, lasse mich aber auch gerne auf etwas anderes ein. In meinem Leben hat sich so viel verändert, dass auch das Pferd schlussendlich nicht dasselbe bleiben soll. Der junge Hengst Faraj, alias Baby, soll meine Begleitung für die Woche werden. Er hat bislang nur mit Martine, Daniela und einer weiteren Teilnehmerin aus Danielas vorigen Gruppe gearbeitet. Ich habe ihn im Oktober mit Martine und Daniela erlebt. Stur, pöbelnd und meistens nicht besonders motiviert, in der Bodenarbeit brav mitzumachen. Ich lasse mich überraschen.

 

Keine Erwartung. Keine Enttäuschung.

Ich reise ohne jegliche Erwartung an. Wohl wissend, dass die spezielle Oktober Seelenreise nicht zu wiederholen ist. Wie hat sich Baby in der Zwischenzeit entwickelt? Wie wird die fremde Gruppe sein? Wird mich das Land wiederum einhüllen oder werde ich feststellen, dass auf den zweiten Blick alles etwas nüchterner erscheint?

 

Verdammt, war das wirklich so anstrengend?

Die Begrüßung fällt sehr herzlich aus. Ich fühle mich nicht als Fremdkörper. Sowohl die Mütter als auch die Töchter sind großartig. Die Hürde ist genommen. Wir beginnen mit Bodenarbeit. Wie mir Daniela erzählt, hat Baby mit der letzten Teilnehmerin wunderbar mitgemacht und seine Unarten zum großen Teil abgelegt. Gute Neuigkeiten, die Mut für eine schöne Connection machen. Ich starte jedoch mit etwas zu viel Energie und Baby ist nach einer längeren Pause auf Krawall gebürstet. Er zeigt mir sofort die kalte Schulter und haut ab. Ich muss ihn erst 3x wieder einsammeln, bis wir die Sache notdürftig reparieren können. So etwas bringt mich nicht aus der Ruhe. Es wäre nicht das erste Pferd, dass mir eine Herausforderung bietet. Die Rechnung habe ich jedoch ohne Djerba und den ganz speziellen Ort bei Martine gemacht. Ich gehe vom Platz und möchte heulen. Die emotionalen Anstrengungen der letzten Monate suchen sich einen Weg nach außen. Mir wird erst jetzt bewusst, wieviel ich eigentlich getragen und verändert habe. Baby hat genau den richtigen Knopf gedrückt.

 

Ich lass es bleiben

Ich möchte nicht mehr kämpfen. Ich möchte mich nicht mehr anstrengen. Ich habe keine Energie mehr übrig für schon wieder eine neue Herausforderung. Ich wünsche mir eine entspannte Woche mit einem entspannten Pferd. Welcher Hengst könnte also die Alternative sein? Nach kurzer Beratung stellen Martine, Daniela und ich fest, dass es keine Alternative gibt. Natürlich gäbe es ein anderes Pferd, aber ich kann nach der ersten halben Stunde bereits aufgeben. Aber will ich das tatsächlich? Natürlich nicht. Das würde nicht meinem Naturell entsprechen und Baby hat eine zweite Chance verdient.

  

Loslassen

Beim Ausritt am Nachmittag vertraue ich Baby kein Stück mehr. Ich behalte ihn im Blick und bin auf alles gefasst. Wir meistern den Ritt jedoch ohne einen Zwischenfall und er benimmt sich wunderbar.

Am zweiten Tag macht es Klick zwischen uns. Wir finden einen guten Weg miteinander zu kommunizieren. Ich vertraue darauf, dass er mich sicher zum Strand und wieder zurückbringt.

Und genau das macht er auch. Wir wachsen Tag für Tag mehr zusammen.

Ich lasse los.

Ich lasse seinen Zügel los.

Ich lasse mein Leben zu Hause los.

Ich lasse alle Gedanken los.

Ich lasse alle Anstrengungen und Tränen los.

Ich darf nur sein. Weil auch das Pferd nur ist.

 

Der letzte Tag

Eine wunderschöne Woche mit einer perfekten Gruppe geht zu Ende. Wir haben viel gelacht, viel gelernt, Ausflüge gemacht und die Pferde genossen. Den letzten Tag versüßen wir uns den Vormittag mit einem zusätzlichen Strandritt. Jede von uns saugt den Moment in sich auf. Die Gruppe ist eins geworden. Nachmittagsprogramm: Bodenarbeit. Baby gräbt seine Null-Bock-Einstellung vom ersten Tag aus. Eigentlich ein ziemlich übles Ende nach der guten Woche. Oder nicht?

 

Wiederholungsgefahr

Im ersten Moment bin ich etwas enttäuscht, dass jedes Pferd jeder Teilnehmerin einen glamourösen Abschluss schenkt. Nur Baby will es noch einmal wissen. Mittlerweile ist mir jedoch klar, es hat nur den Weg dafür geebnet diese Reise auch ein drittes Mal anzutreten. Herausforderungen gibt es immer wieder. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht. Das Band zu Daniela, Martine und den Pferden wird immer stärker. Dieses Gefühl und das Wissen, die Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben, sind dann doch der schönste Abschluss, den man sich wünschen kann.

 

Danke Daniela, Martine, Kathrin, Alex, Jette, Rhea, Soraya und Baby!